34 | Weder Du noch ich
Unsere Begegnung war göttlich.
Nackt und bloß haben wir einander offenbart,
das Eigene das im anderen lag.
Du trafst Dich selbst, als Du mich sahst.
In des anderen Licht
haben wir das eigene erblickt.
Die Liebe floß in uns selbst zurück.
Durch die Nähe kamen wir uns selber nah.
Wir sahen im anderen,
was in uns selber liegt
und spiegelten daher
ineinander uns selbst zurück.
So waren wir ineinander
zu uns selbst entrückt
und waren vom Eigenen beglückt,
als wir das Strahlen sahen,
das wir uns selbst im anderen gaben.
35 | Im Ganzen
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Indem ich mitteile,
was ich mit
Dir teilen möchte,
teile ich
mit der Welt.
Da Du und ich nichts
anderes als die Welt sind,
teile ich in Dir
mit mir.
So verdoppelt sich
das Geteilte nicht.
Es fliesst in Dir
in mich zurück.
36 | Aufgewacht
Jedes Wort an Dich
richte ich an mich.
Es ist mir endlich gelungen,
mich selbst in Dir zu erkennen.
In Dir sehe ich,
was die Welt erhält,
die in Wirklichkeit das eine ist,
so wie auch ich darin
nichts als dasselbe Licht bin.
Was wirklich ist,
das ist das Netz,
worin das Viele
miteinander identisch ist.
Darin haben Du und ich
keine Wirklichkeit oder Substanz
es vergeht nicht,
noch ist es geschaffen.
Es ist eins.
Wenn wir etwas anderes schauen
sind wir blind,
wir halten fest an einem Bild
und sehen nicht,
dass nichts vom Ganzen
unterschieden ist.
Ob Geist, ob Herz,
ob Fleisch, ob Blut,
in sich ist alles gleich,
es ist nicht schlecht,
es ist nicht gut.
– Nur das Gleiche,
was sich selber sucht.
Wir sind nicht
und nicht von der Welt geschieden
und daher besitzen wir nichts
und sind alles.
Nur die Angst
sich von dem Bild zu lösen,
führt in den Kampf
und in den Schmerz.
Und doch, als Mensch geboren sein,
ist ein besonderes Geschenk,
das das Gleiche sich gab,
weil es sich die Möglichkeit gab,
sich in sich selber zu erkennen
und von der Suche zu entbinden
und sich in allem auch
mit dieser Freiheit zu beschenken.
37 | Freude
Ach, als Du gingst,
ging ich selbst zur Tür hinaus?
Als Du mich küsstest,
war ich’s selbst,
die sich diesen Kuss erlaubte?
Der ausgespielte Zorn,
den Du mir gabst,
war meiner?
Der Abenteurer,
der unter Brücken schläft
und Händeln nicht ausweicht,
bin ich selbst?
Die Macht mit der Du mich anzogst,
war meine eigene Kraft?
In Deiner Unbekümmertheit,
habe ich mich über mich gefreut?
In Dir weile ich selbst
in der Ferne?
Wenn ich Dich liebe,
habe ich mich selber gerne?
Und wenn ich die Gedanken
auf andere richte,
bin ich’s selbst,
die ich erblicke?
Nur wenn ich denke,
dass ich abgeschieden sei,
bin ich blind?
So sage ich zur Welt:
„Ich liebe Dich mein Kind.“
Und lerne jetzt,
ich meine mich selbst darin,
schon weil ich von ihr
nicht verschieden bin.