Ich liege in meine warme Decke aus Yak-Wolle gehüllt und versuche zu klären, was die Konsequenzen aus den frischen Einordnungen über mein vergangenes Lebens sind. Wie war es möglich gewesen, dass ich die Gewalt übersehen hatte, die meine Beziehung durchzogen hatte? Zum einen war sie wohl schleichend und leise in mein Leben getreten, zum anderen hatte ich auch Unberechenbarkeit und Gewaltätigkeit in meinem Elternhaus erlebt. Gewalt war also für mich eine Kategorie gewesen, die immer möglich in intimen Beziehungen war. Sie brach über einen herein, ebbte wieder ab und man tat, als sei nichts geschehen. Zum anderen war die Erfahrung psychisch so schmerzhaft gewesen, dass ich dissoziierte und mich im direkten Nachgang nicht mehr genau an die Geschehnisse erinnern konnte. Ja, ich machte mich verantwortlich für das, was passiert war. Jetzt, gekräftigt von der Selbstständigkeit, kann ich mich wieder an die Vorgänge und ihre Chronologie erinnern. Erstaunlich ist auch, mit welcher Abwehr die Umwelt reagiert. Die Reaktionen sind – vorsichtig gesagt – sehr zurückhaltend. Aber das spielt keine so grosse Rolle, wichtig ist, dass mir die Zusammenhänge klar werden. Ich werde besser gewappnet in eine glücklichere Gegenwart und Zukunft gehen. Kompromisse habe ich nicht mehr nötig. Bei mir schrillen alle Alarmglocken, wenn ein Mann indiskret wird. Welche Absichten hat er? Was will er? Und ich? Bin frei, wie nie zuvor. Ich entscheide über alles, was mein Leben betrifft, ganz für mich allein. Ich habe Freunde gefunden auf die ich mich verlassen kann. Ich bin der Gewalt entronnen und so gesund, wie seit Jahrzehnten nicht.
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Es ist Anfang März
Es ist Anfang März und Flocken stieben aus dem Himmel. Erschöpft schlafe ich durch den Sonntag. Die Knochen und Gelenke schmerzen. Warum ist Arbeit unter unförderlichen Bedingungen zu haben? Wieso bewegen wir uns geschichtlich rückwärts? Es wird gezirkelt nach einer Effizienz, die nicht zu erreichen ist. Vorgaben unerfüllbar. Knechtschaft und Unfreiheit, wenn Du nur Deine Haut zu Markte tragen kannst – was zählt schon Bildung? Immerhin hier werden Männer und Frauen gleich schlecht behandelt. Gleichzeitig steigt nicht nur die Arbeitsanforderung, sondern auch die Rasanz in der die Umweltzerstörung zunimmt. Warum werden gesellschaftlich relevante Leistungen nicht mehr als Daseinsvorsorge angesehen und stattdessen privatisiert? Bildung fährt vor die Wand. Das Gesundheitssystem macht und ist krank. Und letztlich muß ich froh sein, dass ich arbeitsfähig bin, denn wenn es anders wäre, sähe es noch be…er aus. Und untereinander werden einem die letzten Errungenschaften geneidet und sich beschwert, dass das Streikrecht genutzt wird. – Ihr Prekären schliesst Euch zusammen und streitet für gute Verhältnisse, laßt Euch nicht aufspalten.
#Kampfkatze – unerwartete Begegnung
Hinter einer Tür mit Briefschlitz und nettem Zettel, Briefträgerinnen sollten sich nicht vor einer verspielten Katze erschrecken, lauerte in Wirklichkeit eine hochaggressive Kampfkatze mit messerscharfen Krallen auf die Postbotin – aua.
Wünsche für Euch 2023
Möge für Euch 2023 ein gutes Jahr werden und wenn es Euch seelisch nicht gut geht, Ihr langsam gesunden. Habt Geduld und Mut, geht in Eurem Tempo. Das Wichtigste für mich war, mich durch meinen beruflichen und gesellschaftlichen Statusverlust nicht entmutigen zu lassen.
Die Christel von der Post
Ich bin sauer.
Es ist inzwischen üblich, die Leistungen anderer zu schmälern, wenn es an’s Bezahlen geht. “Du hast ja gar nicht so viel gemacht.” Honorare werden auf dem untersten Niveau vereinbart und dann ewig nicht oder gar nicht gezahlt. Man stellt sich auf Stellen vor und hat Wochen später noch keine Zu- oder Absage erhalten. Sogar bei öffentlichen Trägern. Man sitzt über eine Stunde im Bewerbungsgespräch, um am nächsten Tag zu hören (was ja noch als fair erscheinen muß), dass die Stelle nun intern besetzt ist. Ich mag nicht mehr.
Danke Dan K. Sigurd, Rocco Antico und dem Publikum
Das war der Frühschoppen VI der Berliner Poetenoffensive.
Wir saßen bei herrlichem, mildem Wetter im Garten und sprachen über die Bedeutung des Glücks und Wolfgang Weber präsentierte seinen Gedichtband “haus & strasse” im kleine Welten Verlag, 5,- €. Nächster Frühschoppen VII am Sonntag, den 20.10.2019 im Tomasa/Villa Kreuzberg um 15.30 Uhr. Wir freuen uns über Poesieinteressierte und Poeten.
Haben Sie den “Werther” gelesen?
Heute gibt es einen lesenswerten und nachdenkenswerten Beitrag von Dr. Hans-Albert Wulf auf http://www.kuhlewampe.net mit dem Titel “Der Tote in Goethes Gartenhaus”. Ein Artikel, der mich daran erinnert, dass ich selbst so eine Wertherin bin. Nur möchte ich leben. Ich möchte nicht bedroht werden, weil andere besitzen wollen, was mein ist. Mein Zuhause.
Ich möchte nicht darüber schweigen, wie ich bestohlen werde. Wie ich Angst davor habe älter zu werden und nicht beschützt zu sein. In einen Konkurrenzkampf mit den Jungen geschickt werde. Wie meine Freunde sich in ihre Trutzburgen verzogen haben und glauben, es sei lächerlich, dass ich noch da bin und versuche mir die Sprache nicht nehmen zu lassen. Wieso geht die Saat des jeder gegen jeden auf? Ich will helfen zu gestalten – eine lebenswerte Gesellschaft auch für Menschen, die nicht mit dem Messer auf andere losgehen, demokratisch und zivilisiert.
Heute sage ich Andrea Nahles – Danke, dass sie erkämpft hat, was so vielen hilft, den Mindestlohn. Danke für all die Menschen, die sich solidarisch organisieren.