Heine jazzvertont – artarium präsentiert ein Album von 1964

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99 | Herbstgesang

Pünktlich zum Oktober
klingt wieder über das Land
der Herbstgesang.

Ermutigungen sind nötig,
denn der Sonne Strahlkraft
schwächelt täglich.

Vom nahen, düsteren Winter
künden die dunklen Zeichen
und erinnern mindestens
an die Vergänglichkeit.

Es plagen Schnupfen und Fieber.
Es schmerzen alle Glieder.
Und wehmütig gedenkt man
des sommerlichen Mückentanzes –
auch wenn die Biester beissen.

Wie gut, dass dichterische Spitzfindigkeiten
das sieche Gemüt erheitern,
so läßt sich der Niedergang heiter erleiden.

https://www.youtube.com/embed/qt-LJmYDlls

Mondscheintrunkene Lindenblüten | Heinrich Heine

Mondscheintrunkene Lindenblüten,
Sie ergiessen ihre Düfte,
Und von Nachtigallenliedern
Sind erfüllet Laub und Lüfte:

Lieblich lässt es sich, Geliebter,
Unter dieser Linde sitzen,
Wenn die goldnen Mondeslichter
Durch des Baumes Blätter blitzen.

Sieh dies Lindenblatt! du wirst es
Wie ein Herz gestaltet finden;
Darum sitzen die Verliebten
Auch am liebsten unter Linden.

Doch du lächelst; wie verloren
In entfernten Sehnsuchtträumen –
Sprich, Geliebter, welche Wünsche
Dir im lieben Herzen keimen?

Ach, ich will es dir, Geliebte,
Gern bekennen, ach, ich möchte,
Dass ein kalter Nordwind plötzlich
Weisses Schneegestöber brächte;

Und dass wir, mit Pelz bedecket
Und im buntgeschmückten Schlitten,
Schellenklingelnd, peitschenknallend,
Über Fluss und Fluren glitten.

Die Launen der Verliebten | Heinrich Heine

(Eine wahre Geschichte, nach ältern Dokumenten wiedererzählt und aufs neue in schöne deutsche Reime gebracht)

Der Käfer saß auf dem Zaun, betrübt;
Er hat sich in eine Fliege verliebt.

Du bist, o Fliege meiner Seele,
Die Gattin, die ich auserwähle.

Heirate mich und sei mir hold!
Ich hab einen Bauch von eitel Gold.

Mein Rücken ist eine wahre Pracht;
Da flammt der Rubin, da glänzt der Smaragd. Weiterlesen

14 | An den Fluren des Ganges

Ach Heinrich, herzallerliebster Mann,
trag mich hinfort
auf den Flügeln des Gesanges,
damit ich träumen kann.

Mich quält der deutsche Winter.
Er ist so grau und fad.
Der Michel glotzt so mürrisch
und die längste Zeit des Tags
ist Nacht.

Ich sehn’ mich nach Gazellen
und nach des Ganges Quellen.
Nach schwesterlichem Lotus
und der flüsternden Rosen Duft.

Ich will nicht bis zum nächsten Sommer warten
auf jenen rotblühenden Garten,
stattdessen will ich noch heute entsagen
der Eisblumenrabatten
und segelte mit Freuden dem Leben
in Liebe am heiligen Strome entgegen.

Mein Herz, mein Herz ist traurig | Heinrich Heine

aus “Buch der Lieder”
III.
 
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
 
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh’;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
 
Jenseits erheben sich freundlich,
In winziger, bunter Gestalt,
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
 
Die Mädchen bleichen Wäsche,
Und springen im Gras’ herum;
Das Mühlrad stäubt Diamanten,
Ich höre sein fernes Gesumm’.
 
Am alten grauen Thurme
Ein Schilderhäuschen steht;
Ein rothgeröckter Bursche
Dort auf und nieder geht.
 
Er spielt mit seiner Flinte,
Die funkelt im Sonnenroth,
Er präsentirt und schultert –
Ich wollt’, er schösse mich todt

Winter | Heinrich Heine

Die Kälte kann wahrlich brennen
Wie Feuer. Die Menschenkinder
Im Schneegestöber rennen
Und laufen immer geschwinder.

Oh, bittre Winterhärte!
Die Nasen sind erfroren,
Und die Klavierkonzerte
Zerreißen uns die Ohren.

Weit besser ist es im Summer,
Da kann ich im Walde spazieren,
Allein mit meinem Kummer,
Und Liebeslieder skandieren.

Heinrich Heine | Auf Flügeln des Gesanges,

Herzliebchen, trag ich dich fort,
Fort nach den Fluren des Ganges,
Dort weiß ich den schönsten Ort.

Dort liegt ein rotblühender Garten
Im stillen Mondenschein;
Die Lotosblumen erwarten
Ihr trautes Schwesterlein.

Die Veilchen kichern und kosen,
Und schaun nach den Sternen empor;
Heimlich erzählen die Rosen
Sich duftende Märchen ins Ohr.

Es hüpfen herbei und lauschen
Die frommen, klugen Gazell’n;
Und in der Ferne rauschen
Des heiligen Stromes Well’n.

Dort wollen wir niedersinken
Unter dem Palmenbaum,
Und Liebe und Ruhe trinken,
Und träumen seligen Traum.
https://www.youtube.com/watch?v=Xfj4thZrFj4