10 | Sollen wir?

Sollen wir mit unseren Peinigern
übereinkommen?
Sollen wir verzeihen?
Den hochfahrenden Großsprechern –
nie um einen Schlag verlegen.

Dürfen wir sie walten lassen
mit ihrer Gewalt –
im Blutrausch
alles niedermalmend und vernichtend.
Höhnisch und verblendet.

Sie walzen jeden Halm flach.
Was sich nicht beugt,
wird geschleift.
Des Sieges gewiss
und wissen nicht,
dass sie ohne Rüstung,
auch nur Haut, Fleisch
und Knochen sind –
bestimmt, am Ende zu fallen.

07 | Duftig schwer kommt der Juli daher

In trägen Lüften wollen wir leichte Sommerstoffe geniessen.
Wir rollen uns im Schatten der Linden ein
und bringen Sträuße mit Rosenblüten heim.
Morgen müssen wir wieder unser Tagwerk verrichten,
doch Sonntags können wir vom Sommer dichten.
Noch sind die Schatten des Winters fern
Und wir lassen uns gern von lauen Abenden betör’n.
Rosenblüten "New Dawn"

Perlen des Tages – Dank an Gottt für’s Finden: Walter Jens interpretiert Brechts Gedicht “Der Schneider von Ulm” (1965) und “Fragen eines lesenden Arbeiters”

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

03 | Ernüchterung

Welchen Glanz hatten meine Pläne
bis Kummer kam
– da verlor ich nicht nur meine Träume.

Es nützten weder Fragen,
noch schmerzerfülltes Klagen,
man liebte nur mein sonniges Gesicht.

Ich hatte hoffnungsvoll zu streben
und der dunkle Schatten,
der mich streifte,
wurde mir nicht vergeben.

Ich lernte die Engherzigkeit
der gewöhnlichen Menschen kennen
und auch die Wenigen zu schätzen,
die zu mir sich neigten,
als nur noch spärlich Licht verblieb.

Heute bin ich mir selber ein Zuhause.
Gehe täglich in mein Leben
und genieße auch die Rast,
versuche auszulöschen,
was mich so schwer verletzte
und haue durch die Alltagswerke
vom großen Klotz Brocken ab
bis sich das Neue formt
und die Erinnerung
dahinter endlich verblasst.

02 | Die Taten der Potentaten

Es gehen mich die Taten der Potentaten nichts mehr an.
Sie scheren sich ja auch nicht um mich.
Ob der Bettler im Staub liegt
– es rührt sie nicht.

Ob das Kind versehrt wird
– sie beachten es nicht.
Der Lohn für unsere Fron
ist höchstens Hohn.

Sie interessiert auch nicht,
dass unter ihrer Herrschaft Rohheit
zur Gepflogenheit wird
– dass Grausamkeit aus ihrer Saat gebiert.

Und doch, wenn sie mir bedeuten,
nach ihren Vorstellungen Dienst zu tun
und niemanden zu schonen,
werde ich wissen, wie ich ihre Bosheit
außer Kraft setzen kann.

01 | Zwischen den Elementen

Dort wo am Horizont der Himmel
das Meer sanft küßt,
rasteten wir in den Dünen.
Wir schlenderten von Ruheplatz zu Ruheplatz
und beobachteten das Glitzern auf dem Wasser.
Eine leichte Brise spielte mit unserem Haar
und die Wellen landeten rauschend an der Küste an.
Die Bäume begannen gerade erst, Ihr Laub zu entfalten
und das Mailicht Skandinaviens war süß.
Wie gerne möchte man ewig so verweilen,
aber wenn wir können,
kehren wir in diesen Frieden zurück.

145 | Erfahrungen

Wer nicht klug ist,
macht Erfahrungen.
An Heim und Herd
war ich nur Gast,
solang’s dem Hausherrn
hat gepaßt.
Ich wurde um den Lohn geprellt,
hinausgeschickt in Flur und Feld
mitten im Winter.
Die Starken nehmen’s
den Schwachen
und fühlen sich im Recht.
Für uns bleibt nur der Fluch
und hoffen, dass das Schicksal
eines Tages andere
eines Besseren belehrt.

143 | traumtrunken

Traumtrunken taumelten wir durch unsere Tage.
Leuchtend umfing uns des Frühlings Zauber.
Glitzernd reflektierten die Kräuselungen auf dem Fluß.
Mäandernd fanden wir unsere Pfade.

Strahlend fingerte das Licht durch
die aufgesprungenen Blattknospen
und erhellte den milden Abend.
Einvernehmlich hatten wir beschlossen,
dass man diese Stunden
schweigend geniessen muß.

maloche | dr. christian g. pätzold

maloche ist ein jiddisches wort
und bedeutet schwere körperliche arbeit
das problem mit der maloche ist
dass sie oft nicht da ist
wenn du geld brauchst
oder dass du etwas arbeiten musst
was nicht pc ist
oder dass du vollidioten als vorgesetzte hast
oder dass du ausgequetscht wirst
wie eine zitrone
um den extra-profit zu erhöhen
dann bist du so müde
dass du den rest des tages brauchst
um dich für den nächsten arbeitstag zu regenerieren
knochenjob
für ein leben bleibt keine zeit mehr
hier hast du keine luft zum atmen
die wahrscheinlichkeit ist groß
dass du als prekärer minijobber endest
in dieser gesellschaft wird es nichts
mit der sinnvollen arbeit
außer ihr schreibt politische gedichte
liebe malocher und malocherinnen
avanti popolo
alla riscossa
bandiera rossa trionfera!

© dr. christian g. pätzold, april 2023.
www.kuhlewampe.net
(Nicht von Chat GPT oder KI geschrieben)