Update: Winter im März | Tagesausflug zur Leipziger Buchmesse – schön ist anders


Update
Diese Woche hüte ich das Bett mit Nierenschmerzen. Eigentlich wollte ich an meiner Hausarbeit schreiben, aber leider kam es anders. Solch ein verantwortungsloses Verhalten, wie das des Busunternehmens mit dem ich am vergangenen Sonnabend am selben Tag nach Leipzig und zurück fahren wollte, habe ich noch nicht erlebt. Ursprünglich wollte ich am Donnerstag mit der Bahn nach Leipzig reisen. Ich mußte mich umentscheiden, weil ich für Freitag einen wichtigen Termin vorbereiten wollte.
So sah ich nach, ob ich spontan am Sonnabend noch mein Eintrittsticket nutzen könne. Ich entdeckte beim Linienbus ab Berlin Südkreuz direkt zur Messe Leipzig noch Tickets für Hin- und Rückreise am selben Tag und buchte und bezahlte sofort.

Am Sonnabend Morgen schien in Berlin die Sonne und es war relativ mild. Wir kamen gut durch. Auch das wir einen Umweg über Bitterfeld machten, wo ein Busfahrer am Bahnhof hängen geblieben war und drei Stunden in der Kälte gewartet hatte, weil nichts mehr fuhr, beunruhigte mich nicht. Ich hatte winterlich warme Kleidung an und wollte ja den Tag auf der Messe verbringen. Der Busfahrer setzte uns an der Messe an der Strasse statt an der Haltestelle ab und ich fragte noch, wohin wir am Abend müßten um zurück zu kommen.

Er wies auf das riesige Gebäude eines Baumarktes gegenüber der Messe und sagte dort gegenüber befände sich die Haltestelle.

Um 18.00 Uhr schloß die Messe. Bis zum Zeitpunkt an dem wir uns an der Haltestelle einfinden sollten waren noch fast 1,5 Stunden Zeit. Ich fand ein Café in dem Baumarkt, das noch bis 20.00 Uhr göffnet hatte und trank dort Tee und las – froh aus Wind und Kälte heraus zu sein.

Was dann geschah:

Gegen 18:30 Uhr erhielt ich eine SMS-Mitteilung vom Busunternehmen, dass die Reise mit mehreren Bussen durchgeführt würde und ich bitte in Bus B steigen solle.
Um herauszufinden, wo sich die Ersatzhaltestelle für die Fahrt von der Messe Leipzig nach Berlin Südkreuz genau befände, rief ich die Nummer der Hotline an. Eine automatische Ansage meldete unter der Nummer, der Bus sei pünktlich. Falls ich mit einem Mitarbeiter sprechen wolle, solle ich die 1 drücken. Das tat ich. Eine Warteschleife erklang, dann hörte die Schleife auf und auf der anderen Seite war Schweigen. Ich rief ins Telefon. Weiter Schweigen. Ich legte auf.

Ich rief wieder an. Der Vorgang wiederholte sich, diesmal wurde ich nach der Warteschleife weggedrückt.

Um 19.20 erreichte ich die Ersatzhaltestelle an der Seehausener Allee gegenüber dem Baumarkt. Hier wartete bereits eine große Gruppe Mitreisender (80-90 Personen), ungeschützt dem eisigen Wind und der Kälte ausgesetzt an offenem Feld. Es stellte sich heraus, dass etwa ein Drittel mit dem vorhergehenden Bus nach ZOB Berlin fahren sollte, der sich bereits verspätet hatte.

19:58 Uhr erreichte mich die Nachricht, unser Bus habe ca. 25 Minuten Verspätung.
Der andere Bus kam. Er behielt drei ungenutzte Plätze über und weigerte sich, diese aus uns Übrigen zu besetzen und ließ uns alle stehen.

20:13 Uhr erhielt ich eine SMS-Nachricht, unser Bus habe ca. 40 Minuten Verspätung. Zu diesem Zeitpunkt warteten wir bereits gut eine Stunde bei kräftigem Wind auf freiem Feld. Schnee wehte vom Dach des Baumarktes über uns hinweg. Ich gab die Nummer der Hotline an Umstehende weiter.

Eine junge Frau schilderte in mehrfachen Anrufen bei -bus in freundlicher, aber dringlicher Weise die Situation. Es solle 5 Minuten, 15 Minuten und so fort dauern, der Bus sei jeden Moment da, wurden wir wieder und wieder vertröstet.

Gegen 21.05 Uhr bitte ich die Polizei um Mithilfe, weil in der Hotline mittlerweile niemand mehr ans Telefon ging und wir (die ca. 40-60 Personen) uns nicht trauten, von der Bushaltestelle wegzugehen und Schutz zu suchen und uns von der Hotline immer wieder in Aussicht gestellt wurde, dass der Bus gleich kommen würde. Ich erklärte, dass wir von Unterkühlung bedroht wären und aufgrund der Kälte auch nur noch wenig Akkuleistung für unserer Handys hätten, also nicht ewig in der Hotline hängen könnten. Ich bitte den Beamten, uns zu unterschützen, damit dem Busfahrer Bescheid gegeben wird, dass wir in der Schnellrestaurant in der Nähe Schutz suchen und auf Nachricht warten, wie es weitergehen soll.

21:18 Uhr – Ich versuche wieder die Hotline anzurufen. Ich erreiche einen Herrn, der bittet, ich möge einen Moment in der Leitung bleiben, dann Schweigen. Ich lege auf, um etwas Akku für den Notfall zu behalten.

Dann erkläre ich den Umstehenden, was ich mit dem Polizisten vereinbart habe. Eine Gruppe von 9 bis 10 Leuten entschließt sich, zur Schnellrestaurant-Filiale zu gehen. Die anderen warten noch ab.

21:25 Uhr: Wir sind im Warmen. Eine junge Frau erklärt, ihr Handy hätte gemeldet, dass wir bis dahin bei -4 Grad Celsius im eisigen Wind gewartet hätten. Die meisten waren dabei für warme Messehallen und nur kurze Fußwege im Freien gekleidet.

Ein Mitreisender findet heraus, dass um 22.16 Uhr von Leipzig Hauptbahnhof eine durchgehende Zugverbindung nach Berlin fahren soll und dass wir mit dem Taxi ca. 15 Minuten Fahrt brauchen plus Anfahrt des Taxis.
Nahverkehr ist unterbrochen.

21:36 Uhr Wir erhalten eine SMS, dass der Bus sich auf unbestimmte Zeit verspätet hat. Wir werden mehr im Warmen.

9 Leute überlegen, zum Bahnhof nach Leipzig mit dem Taxi zu fahren, doch die Anfahrt dauert recht lang.

22:26 Uhr SMS, dass die Fahrt aus betrieblichen Gründen abgesagt ist. Die letzte sichere Zugverbindung von Leipzig ist bereits gefahren. Die Bahn rät ab, um die Zeit loszufahren. Das mitreisende Ehepaar S. und ich besitzen bereits ein Ticket, doch wir müssen ein Hotel nehmen. Ich bin so durchgefroren, dass ich bis 2:00 Uhr nachts nicht warm werde. Außerdem habe ich Unterleibsschmerzen und Durchfall.

Am 18.03. bin ich um 6.00 Uhr auf dem Bahnhof. Zwei Züge fallen aus, der Dritte fährt mit fast einstündiger Verspätung los. Um 10:50 erreiche Berlin Südkreuz. Mein linkes Ohr geht zu.

Die lange Wartezeit von zwei Stunden auf freiem Feld in der Kälte und dem Wind war eine ungeheure Zumutung und gefährdete meine und die Gesundheit der großen Zahl von Busreisenden, die wir waren. Auf der Seite des Busunternehmens wurde sich nicht um eine Lösung bemüht, sondern durch die Nichtreaktion die Folgen verschlimmert.
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Bisher habe ich auch keine Reaktion zur angekündigten Kostenübernahme oder eine Stellungnahme zu dem Vorfall. Alles was ich zur Regulierung solcher Situationen lese, läßt mich pessimistisch sein, ob ich je wieder etwas von meinem Geld sehe oder vom Busunternehmen höre. Es fuhren mehrfach Busse des Unternehmens Richtung Leipzig an uns vorbei. Sie hätten uns aufnehmen und mindestens zum Bahnhof in die Stadt bringen können. Zu einem früheren Zeitpunkt fuhren nämlich noch Züge nach Berlin von dort ab und so hätte auch unsere Unterkühlung vermieden werden können. Oder man hätte uns vorschlagen können im Warmen abzuwarten, was weiter geschieht und uns zu informieren. Trotz unserer Versuche, die Dringlichkeit der Situation direkt mit dem Unternehmen zu klären, wurde nichts unternommen, was uns in Sicherheit gebracht hätte. Hinzu kam, dass letztlich auch der Hinweis auf den günstigen Fahrpreis kein Begründung ist. Denn er lag nicht wesentlich unter einem Bahnticket. Das stellt auch kein Unternehmen von der Verpflichtung für die Gesundheit und Sicherheit seiner Fahrgäste ausreichend zu sorgen frei.
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Update | 04.04.2018
Das Unternehmen übernimmt die entstandenen Mehrkosten nur zu einem Teil. Es bleiben Zusatzkosten zum ursprünglichen Preis in Höhe von etwa 37,10 Euro sitzen, was angesichts der Abläufe und des ursprünglichen Fahrpreises in H. v. 22,90 mehr als ärgerlich ist. So hat mich diese von mir unverschuldete Irrfahrt also etwa 60,- Euro, erheblichen Ärger und eine Krankschreibung von einer Woche gekostet. Eine persönliche Stellungnahme und Entschuldigung über den Ablauf und die Folgen bleibt aus. Es war meine letzte Reise mit einem Fernbus.

zuvor
Wie befürchtet, eine sehr unzureichende Stellungnahme:

“Liebe Frau Rahe,
vielen Dank für Ihre E-Mail.

Wir haben Ihr Anliegen erneut individuell geprüft und erstatten die entstandenen Mehrkosten in Höhe von 28,20 € in den nächsten Tagen direkt auf Ihr Konto.

Bei einem Busausfall wird entweder das Busticket oder die Mehrkosten erstattet.
Laut unseren Beföderungsvertrag sind wir dazu verpflichtet; den Fahrgast auch alternativ bis zum Zielort zu befödern.

Da wir den Beföderungsvertrag erfüllt haben, können wir Ihnen die Taxi- und Hotelkosten nicht erstatten.

Daher können wir Ihnen nur das Zugticket erstatten.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Überweisung einige Werktage in Anspruch nehmen wird.

Wir hoffen, Sie auch in der Zukunft bei …Bus begrüßen zu dürfen.

Mit besten Grüßen

L. von …Bus”

Meine Antwort:

Sehr geehrte/r L.,

Sie haben mich aber mich aber nicht alternativ befördert.

Die einzige Alternative war erst am nächsten Morgen und von Leipzig Hauptbahnhof aus erreichbar.

Zudem haben Sie mir erst mit dreistündiger Verspätung mitgeteilt, dass der Bus ausfallen wird – drei Stunden nach der regulären Abfahrtzeit. Zuvor wurde per Bandansage zunächst mitgeteilt der Bus käme und sei pünktlich.
Danach wurden wir drei Stunden hingehalten.

Es gab dann keine andere Möglichkeit mehr von der Messe wegzukommen, da dort der Nah- und Fernverkehr nicht mehr aufgrund der Witterungsbedingungen verkehrte. Also mußte ich ein Taxi nach Leipzig zum Bahnhof nehmen und von dort nach hause fahren.

Doch dann waren dort bereits zu dieser späten Stunde die letzte Bahnverbindung nach Berlin zusammengebrochen. Zu diesem Zeitpunkt war ich aufgrund Ihres Verschuldens – nämlich der unzureichenden Informationen – bereits unterkühlt.

Währen wir mit dem Taxi nach Berlin gefahren, hätte die Fahrt Sie 400,- Euro gekostet. Ich habe also nicht mehr Kosten als zumutbar ausgelöst und in ihrem Sinn wirtschaftlich gehandelt.

Zudem bin ich aufgrund der von Ihnen verschuldeten Umstände krank geworden und auch bei der Suche nach einer Alternative (per Bahn) nicht unterstützt, sondern allein gelassen worden.
Sie haben aber angekündigt die Kosten für die Weiterbeförderung zu erstatten (per Bahn, ohne zu erklären, wie dies möglich sein sollte). Hierzu gehörte in Ermangelung einer Alternative das Taxi zum nächstmöglichen Beförderungspunkt.

Sie haben mich und weitere 40-60 Reisende schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und dazu mitten in der eiskalten Nacht ohne Schutz über zwei Stunden draußen bei Eis, Wind und Schnee stehen lassen, um dann nach drei Stunden ohne eine Alternative aufzuzeigen die Fahrt ganz abzusagen.
Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Alternative von der Messe per Bahn wegzukommen.
Die S-Bahn hatte den Verkehr eingestellt. Es fuhren keine Bahnen mehr.

Sie haben noch Glück, dass nicht noch schlimmerer Schaden aufgrund von …bus-Verhalten entstanden ist.

Nötigenfalls kann ich zahlreiche Zeugen benennen.

Ich bitte Sie die entstandenen Kosten umgehend auf mein Konto zu erstatten.

Bitte nehmen Sie unverzüglich, spätestens jedoch bis zum 23.03.2018 Stellung.

Mit hochachtungsvollem Gruß,
Sabine Rahe

Anbei mein Attest und ein Foto der Uhrzeit der SMS mit der Sie die Kostenübernahme angekündigt haben, sowie des Textes der SMS

 

 

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