An einem stillen Sonntag im März 2024
sitzen wir in einer verstaubten Stube
und lesen die – in rotes Leinen
eingeschlagenen – gesammelten Werke
eines Meisters des vergangenen Jahrhunderts.
Die Gedichte lesen sich wie Prophezeihungen
für eine dunkle Zeit, die sich wieder macht bereit.
Doch wo sind heute die klugen Arbeiter,
die keine Sklaven unter sich wollen?
Es gibt sie, doch sie werden erneut angefeindet.
Müde treten sie morgens ihre Schichten an.
Man hetzt sie aufeinander und nur, wer nicht muckt,
kann auf längere Sicht auf einen Arbeitsplatz hoffen.
Ihnen sind die Solidaritätslieder nicht mehr bekannt,
so wenig wie der notwendige Klassenkampf.
Und zeigen sie doch mal ihre Kraft,
entreißt man ihnen die Verhandlungsführerschaft.
Man verlangt, dass sie reibungslos funktionieren
und sich über ihre Lage nicht beschweren.
Was genügen soll, das ihnen an Lohn und Zeit zum Leben verbleibt,
wird von Wohllebenden mit aller Eiseskälte beurteilt.