René Descartes – Meditation I – Zusammenfassung

21.10.18 | kleine Anmerkung – gerade zum Semesteranfang, ist dies ein gern gelesener Artikel. Aus heutiger Sicht ist mir klar, dass er wissenschaftlichen Ansprüchen in den Geisteswissenschaften nicht genügt. Er hat mehr journalistschen Charakter. Zur Unterstützung für diejenigen, die noch auf der Suche nach einer guten Vorgehensweise für wissenschaftliches Arbeiten sind, empfehle ich gerne den Tipp, den ich selbst von einer Kommilitonin erhielt: Umberto Ecco – “Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt” ISBN 978-3-8252-1512-5

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FUB
Institut für Philosophie
WS 14/15
Seminar | Übung: SK Einführung in die theoretische Philosophie
 Übung 1: Zusammenfassung

Dozentin: Dr. phil. A. W.
, Teilnehmerin: Sabine Rahe. November 2014

René Descartes – Meditation I (überarbeitete Fassung 18.06.2015)

Woran man zweifeln kann

Als René Descartes in der Mitte des 17. Jahrhunderts seinen philosophischen Grundlagentext der sechs Meditationen verfasst, versucht er – nach meinem Verständnis – die dogmatisch-doktrinären und starren Sichtweisen der Philosophie seiner Zeit weiter zu entwickeln. Nicht zuletzt die neuen Vorstellungen des kopernikanischen Weltbildes hatten zum Zweifel an der subjektiven Erkenntnisfähigkeit des Menschen gegenüber der „objektiven“ Realität geführt. So unternimmt er den Versuch, genau diese tiefgreifende Erschütterung sinnvoll in einen angepassten Zugang zur Weltinterpretation zu integrieren.

Ich versuche hier eine Zusammenfassung der Ersten in ihrer Funktion als Einleitung zu den fünf weiteren Meditationen. Zunächst führt der altersweise Autor Descartes an die Überlegung heran, dass das zweifelnde Denken aus Vernunftgründen nicht nur legitimiert ist, sondern sogar geboten. Aus dieser Einsicht heraus greift er die denkerische Haltung des Zweifelns mit dem Ziel auf, durch das Zulassen der Skepsis zu etwas greifbar Unbezweifelbarem zu gelangen. Dies möchte er erreichen ohne sich gegen das Hinterfragen sofort mit gedanklichen Setzungen und oberflächlichen Annahmen zu wehren. Aus diesem Grund beschreibt er als Ausgangssituation für dieses Unternehmen Lebensumstände, die es ihm ermöglichen vom „Alltagsgeschäft“ des Handelns und Eingreifens in die Welt Abstand zu nehmen und sich weitgehend auf die Reflexion zu beschränken. Er schildert eine suchende und tastende Denkbewegung und begründet den Aufbruch zu dieser denkerischen Forschungsreise mit Verantwortung. Diese sieht er darin, für einen festeren, tragfähigeren und zukunftsfähigeren Halt in der Wissenschaft und dem Zugang zur Deutung der Welt zu sorgen.

Descartes entwickelt seine Schilderung aus der Beschreibung der intimen Situation der Abgeschiedenheit und Behaglichkeit seines Arbeitszimmers, in der er sich zum Zeitpunkt seines Experiments befindet. Er beschreibt also eine recht überschaubare Lage, weit entfernt von lebenspraktischen Gefahren oder Anforderungen. Hierdurch ermöglicht er sich und den Leserinnen und Lesern – psychologisch geschickt – zu dem riskanten Denkabenteuer aufzubrechen, das er unternehmen möchte. Das Wagnis ist das zugrunde gelegte Einlassen auf die Gefahr, dass es so etwas wie eine unumstössliche Erkenntnis möglicherweise nicht gibt.

Im nächsten Schritt begründet Descartes nun, dass es für die Richtigkeit seiner weiteren Ausführungen nicht notwendig sei, anzunehmen, dass im Einzelnen prinzipiell alles falsch sei, was er bisher für richtig hielt. Er stellt hierzu fest, dass es unnötig sei, jede bisherige Schlussfolgerung einzeln zu prüfen. Jedoch hält er es für notwendig, statt der Details der Ergebnisse, die Struktur seines bisherigen Denkens zu hinterfragen. Er möchte also die prinzipiellen Annahmen und Haltungen auf denen sie beruhen prüfen.

Zu diesem Zweck erläutert er zunächst, warum er die Methode der Erkenntnisgewinnung auf der Basis von Empirie für untauglich hält. Dazu weist er auf die Einsicht von Irrtum und Täuschung hin. Die Umstände und Beispiele von Fehlschlüssen, die er nun – sich dramaturgisch steigernd – durchspielt sind: Sinnestäuschungen, Illusionen und Träume. Ausdrücklich schließt Descartes daraufhin jedoch auch die Annahme aus, dass der Umkehrschluss gelten könne, dass alles falsch sei, was wir folgern. Trotzdem knüpft er aber daran an, dass er – um dem ursprünglichen Ziel treu zu bleiben – an der Methode des grundlegenden Zweifelns für seine folgenden Überlegungen festhält. Wieder erinnert er daran, dass er sich immer noch in der Lage befindet, jetzt nicht handelnd in das Weltgeschehen eingreifen zu müssen. Dadurch schafft er erneut die psychologische Bereitschaft dazu, die Spannung und das Undeutliche zulassen zu können. Er leitet so zur letzten fantasierten Steigerungsstufe einer möglichen Quelle falschen Weltverständnisses über – der umfassenden und vollständigen Manipulation durch einen „bösen Geist“, dessen vorgespiegelten Erscheinungen so übermächtig sind, dass es unmöglich ist sich aus ihnen nachhaltig zu befreien. Die Unmöglichkeit (Anmerkung 12.02.19: …des Gelingens eines solchen Szenarios…) erklärt er aus der Mühsal eines solchen Unterfangens. Die andauernde Anstrengung der Vergegenwärtigung dieser Vorstellung übersteige die Kräfte langfristig.

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Literaturverzeichnis

Descartes, René: Meditationen. 2. Aufl. Hamburg: Felix Meiner Verlag 2009.

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