Deut, Deutungshoheit, Deutsch – Etymologie

Aha: Deut (“Du bist keinen Deut anders”), Deutungshoheit = Deutsch hängen nicht nur sprachwissenschaftlich, sondern durchaus nach Mentalitätszugehörigkeit und geschichtlich zusammen :). Vielleicht klappt die Wirklichkeitsbewältigung prinzipiell besser ohne die Verschiebung der Deutungsverantwortung an äußere Autoritäten und stattdessen mit mehr eigenständiger Reflexion und weniger Fingerdeuten. Es wäre auch begrüssenswert, sich als Individuum weniger deuten zu lassen und mehr in Diskurse einzusteigen, also den Austausch von Denk-, Sicht- und Gefühlsweisen und nicht zuletzt – von Argumenten zu praktizieren. Also bitte: Alles etwas weniger deutisch.

Zum 01. Mai eine Erinnerung, warum die linken, progressiven Kräfte Nazideutschland nicht verhindern konnten – der Kampf um die reine Lehre und die Deutungshoheit im entscheidenden Moment – ihre Spaltung: https://wildetexte.blogsport.de/2010/01/11/die-linke-und-der-aufstieg-hitlers/

Wer gestern Mo Asumangs höchst sehenswerte Dokumentation “die Arier” auf arte verpaßt hat, kann sie hier nachsehen: https://www.arte.tv/guide/de/047523-000/die-arier
oder ZDF am Montag, 5. Mai 2014, 23.55 Uhr. Hier ein Interview mit der Regisseurin: https://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2144890/Mo-Asumang-ueber-ihren-Film-Die-Arier#/beitrag/video/2144890/Mo-Asumang-ueber-ihren-Film-Die-Arier

Nur keine Panik!

In unserer Gesellschaft, und in mehr oder weniger intellektuellen Kreisen, ist eine heftige Debatte um die Deutungshoheit des aktuellen Weltgeschehens nicht zuletzt anhand der Geschehnisse in der Ukraine entbrannt, dabei werden Differenzierungen selten zugelassen. Das dient zwar der Entlastung der Psyche, fördert aber nicht unbedingt die Reflexion. Weil es über Jahrzehnte verpönt war, sich mit der grundlegenden, marxschen Analyse des Kapitalismus und den Mechanismen der Kapitalakkumulation auseinanderzusetzen, brechen sich immer wieder Fehlinterpretationen oder -analysen bahn.

Verschwörungstheorien
Selbstverständlich gibt es keine jüdische Weltverschwörung, es hat sie nie gegeben, sie ist eine Erfindung und Diffamierung bei der ein Popanz für schlichte Gemüter aufgebaut wird und über die Sündenbockmechanismen denjenigen, die auf der vermeintlich richtigen Seite stehen, die vermeintlich “Schuldigen” präsentiert werden. Weiterlesen

#Intelligenz, die überschätzte Grösse

Wer in der letzten Woche Scobel auf 3SAT verfolgt hat, der konnte bei den Thesen die Elsbeth Stern zur Bedeutung der Intelligenz vertreten hat und ihren Forderungen, die sie daraus für die Schulbildung ableitete, nur den Kopf schütteln. Erstaunlich war, dass Herr Scobel auch nicht durch gezieltes, kritisches Nachfragen in der Diskussion auffiel. Der Höhepunkt ihrer Thesen war, dass sie sich zu der Aussage verstieg, die Schule müsse den Kindern in erster Linie Rechnen, Lesen und Schreiben beibringen, alles andere sei nicht lebensnotwendig. Allerdings muß ich zu ihrer Verteidigung hinzufügen, dass sie auch forderte, dass auch zu einem selbstständigen, kreativen und kritischschlußfolgerndem Geist erzogen werden solle, bzw. dies mit zur Schulbildung zu gehören habe. Mit ihrer einseitigen Einschätzung zu Bedeutung der Intelligenz als Faktor für ein gelingendes Leben und den Erfolg in und für eine Gesellschaft, steht Frau Stern leider nicht allein da. Dahinter steht ein äußerst verkürztes und technokratisches Bild von Persönlichkeit und gesellschaftlichem Erfolg oder Erfolg in der Gesellschaft und einer Gesellschaft.
Als erstes möchte ich fragen, was ist überhaupt Erfolg? Was ist ein gelungenes Leben? Erfolg kann nur aus der Perspektive der Ziele, des einzelnen oder der Gesellschaft, betrachtet werden. Wenn ich in einer menschlichen Welt leben möchte, in der Liebe, Solidarität und Mitmenschlichkeit, gegenseitiger Respekt und Achtung voreinander und der Umwelt und den Mitgeschöpfen verwirklicht sind oder werden sollen, welchen Erfolg sehe ich dann verwirklicht? Bin ich, weil ich vielleicht genau daran leide, dass ich dies so wenig verwirklicht sehe, gescheitert? Wie setzen wir unsere Intelligenz ein, konstruktiv oder destruktiv? Eine solidarische Gesellschaft, die getragen ist von hoher Ethik und frei von Diskriminierung und Ausgrenzung, das wäre ein erstrebenwerter Erfolg, dafür kann sich ein Mensch unter Umständen sein Leben lang einsetzen, ohne sein Ziel zu erreichen, dies für alle Geschöpfe zu verwirklichen. Wäre er dann gescheitert und erfolglos, wenn ihm das in seinem Leben nicht gelänge, er aber in dem Streben nicht nachliesse? Im Allgemeinen gelten Menschen als erfolglos und gescheitert, wenn sie keine Karriere machen. Die Faschisten haben wohlgeplant und äußerst effizient in fabrikmäßiger Weise millionenfach gemordet. Viele der Täter waren dabei gesellschaftlich erfolgreich und geachtet. Waren das gelungene Leben? – Hängt Gelingen also nicht von ganz anderen Faktoren ab, als allein Intelligenz? Und wäre dann ein Leben ohne einen durchschnittlichen IQ zum Scheitern verurteilt? Wenn das so wäre, wäre das nicht ein Ausdruck des Scheiterns des Individuums, sondern der Gesellschaft. Intelligenz ist in meinen Augen ein Bonus, nicht der entscheidende Faktor für ein gelingendes Leben. Im besten Fall ist Intelligenz, die Verpflichtung, ein Leben im Bewußtsein der sozialen Verantwortung zu führen, die jeder, ober er/sie intelligent sei oder nicht intelligent sei, hat.
Viel wichtiger als Intelligenz sind übrigens Weisheit und Klugheit, die hängen tatsächlich nicht immer vom IQ ab und lassen sich gewiss nicht vererben, nur erwerben und entwickeln. Die gute Nachricht ist, – es gibt keine Ausrede, ob intelligent oder weniger intelligent, jedem kann Leben gelingen, also mach’ was draus! Und beherzige dabei – Gelingen kann durchaus auch bedeuten, ohne gesellschaftliche Würden auskommen zu müssen.

#Deutschtum und andere Irrtümer

In der vergangenen Woche wurden einige Themen heiss im Netz diskutiert. Dazu gehörte auch #Akif Pirinçci, der sich in seinen Äußerungen über unsere Gesellschaft provozierend abfällig über Feminismus und rot-grünen Zeitgeist äußert. Ich will gar nicht im Detail auf die Diskussion eingehen. Möchte aber gerne folgende Frage aufwerfen: Herr Pirinçci, in Ihrem Interview im ZDF Mittagsmagazin stellen Sie das Konzept einer “Identität” als soziologische Erfindung und Selbstrechfertigung infrage. Hierin kann ich Ihnen durchaus folgen. Auch mir scheint “Identität” lediglich ein Selbstbild oder Selbstkonzept zu sein, dass davon ablenkt, dass Persönlichkeit und Überzeugungen einem lebenslangen Wandel und Prozess und verschiedenen (sozialen) Einflüssen ausgesetzt ist. Dieses Konzept (Identität) kann das Individuum durchaus benutzen, um es vor einer eigenständigen Bewertung und Entscheidung gegenüber der Realität und verschiedenen Handlunsgoptionen zu entheben, also eine “selbstgewählte und selbstverschuldete” Unmündigkeit begründen… Wieso sprechen Sie aber im gleichen Interview von einem “Deutschtum”, das sie lieben, das sie erhalten und konservieren möchten. Ein wie auch immer geartetes Deutschtum kann ja wohl auch nur so ein falsches Identitätskonzept sein, dem Sie sich hier aber andienen. Warum?
Außerdem möchte ich betonen, dass Projektionen und Selbstprojektionen durchaus einen grossen Einfluß auf das Selbstkonzept und Selbstbild einen Individuums entfalten können, hierzu empfehle ich das Buch “Andorra” von Max Frisch zu lesen.

Meine Perlen, Quellen und Textsammlungen der vergangenen Woche unter anderem zu den Themen #Ukraine und #Identität, sowie neurechten #Friedensdemonstrationen bzw. #Montagsdemonstrationen lassen sich hier finden: https://www.facebook.com/diedorettes

NSA? Europa hat Indect | SoLaWi – was ist das? Perlen von Anfang April

Anbetracht der öffentlichen und medialen Aufmerksamkeit, die der NSA-Skandal verursacht hat, mutet es schon sehr verwunderlich an, dass das europäische Forschungsprojekt INDECT, das mit Millionen Eu Geldern finanziert wurde und wird, kaum in den Medien und der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, obwohl hier mehr oder weniger die Phantasie des “Minority Report”-Hollywood-Sciencefictions wahr werden soll.
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Pflanzenschutzmittel – vom Acker frisch auf den Tisch | Perlen vom 02.04.2014

Gestern Abend berichtete die ARD Sendung Plusminus, dass bei 60% der untersuchten Urinproben der Bevölkerung der BRD das bekannte und umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat nachgewiesen werden kann. Dabei wurden Grenzwerte seit Jahren willkürlich erhöht. Bauern spritzen das Mittel ganz legal auch nochmal kurz vor der Ernte auf ihr Getreide, um leichter ernten zu können. Gärtner kaufen es in Baumärkten…
https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/ndr/2014/glyphosat-112.html
Na, dann guten Appetit!
Ja und dies will ich Euch auch ans Herz legen: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/media/zapp7357.html

DPress [diːpress] – Bundesregierung plant abhörsichere Zukunftstechnologie für Websysteme

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, plant die Bundesregierung Investitionen in Milliardenöhe für eine abhörsicherer Alternative zu den grossen CMSystemen wie WordPress und Co: https://www.webture.eu/webdesign_berlin_schoeneberg_kreuzberg/nach-wordpress-kommt-jetzt-dpress-diːpress/.
Gefördert werden soll damit der öffentliche demokratische Diskurs und Zukunftstechnologien am Standort Deutschland…